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UNRULY GHOSTS
UNRULY GHOSTS
LOBBY
TOILET
KITCHEN
PANTRY
DINING-ROOM
RUMPELKAMMER
BALKONY
ABOUT
IMPRESSUM
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pantry
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SPUREN // SPÜREN
Gerburg Neunteufl Pipina
Schickaneder
In diesem Brief erzähle ich etwas über mich und
gleichzeitig werfe ich Fragen über uns alle auf.
Wer sind wir? Woraus bestehen wir? Bestehe
ich aus einer Sammlung von Erinnerung oder bin
ich das, was ich gegessen habe? Das, was ich
konsumiert habe?
Ihr werdet es nicht glauben, in dieser
Speisekammer befinden sich all die Belege, die
ich im Zeitraum 2000 bis März 2020
konsumiert habe. Wer war ich vor der
Pandemie? Ich gehe den Erinnerungen nach
oder suche sie, indem ich die Belege
durchleuchte. Ich habe Farbfotogramme in der
Dunkelkammer erstellt, welche nun hier einen
Gedankenraum voller Sehnsüchte zum Backen
und Kochen aufspannen.
Es führt mich auf Reisen durch Usbekistan. Das
Ticket des Kunsthaus Graz lässt mich an den
ersten Blick auf Graz bei der Ankunft aus dem
Flixbus erinnern. Ein anderes Busticket ist der
Beleg für die Fahrt zur verbotenen Stadt in
Peking, wo ich mit vielen durch das Fenster in
den Saal der Königinnen versucht habe
hineinzusehen. So zettelt es mich weiter und
durcheinander. Der Moment meiner
Diplomarbeit veranlasste mich, einen
Kopfstand zu machen. Ich weiß noch, wie sich
das Blut im Kopf angefühlt hat. Die
Eintrittskarte, eine Vermutung, war vielleicht
für das Konzert zum 100. Geburtstag von John
Cage am Mittwoch, 5. September 2012 im Essl
Museum bei Wien. Ein junger Kunstfreund hat
mich dazu eingeladen. Keine Ahnung, wie es
ihm nun geht. Das Museum ist längst
geschlossen. Ich hoffe nur, dass das Museum in
Vukovar, in dem ich ausstellen durfte, noch
steht. Oh, das Ticket gehört zu Prag, da habe ich
mich geirrt.
Meine Erinnerungen sind gerade durcheinander
gekommen und doch gibt es etwas in der Hand
zu halten.
Wie viel geben sie Preis? Viele Zettel sind
bereits vergilbt, manche sind handgeschrieben.
Sie stammen aus verschiedenen Ländern,
sprechen verschiedene Sprachen. Sie nehmen
selbst körperliche Qualitäten an, altern,
verblassen und stehen dabei für das im
Zeitalter der Datenspeicherung punktuell
rekonstruierbare Leben von mir. Die fünf
inszenierten Bilder stellen stets immer
denselben Zettelberg da, wobei etwas anderes
außen zum Vorschein kommt. Die menschliche
Identität läuft dabei Gefahr zur kapitalistischen
Spur zu verkommen.
AN ZUCKER SPAREN,
GRUNDVERKEHRT!
DER KÖRPER BRAUCHT
IHN,
ZUCKER NÄHRT!
Kristin Brunner